Dorfgemeinschaft Büppel

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Theater in Büppel

Günther Theilen hat 1996 anlässlich der Ausstellung „Büppel in Ton und Bild“ unserer Geschichtsgruppe niedergeschrieben, wie sich die Theatergeschichte in Büppel von den 50er Jahren bis in die 70er entwickelt hat.
Wir freuen uns, dass wir mit unserer Jugend-Theatergruppe heute so erfolgreich an die alten Traditionen anknüpfen können.

Günther Theilen erinnert sich:

Ja, Büppel hat schon seine richtige Theatergeschichte. Besonders in den 50er und 60er Jahren – bis in die 70er hinein – wurde in Büppel regelmäßig Theater gespielt, und zwar in Plattdeutsch und von allen Vereinen, wie TUS, Boßel- und Gesangverein. Erst als die Bühne im Büppeler Krug einer Saalerweiterung in 1975 Platz machen mußte, war das Ende des Theaters gekommen.

Für den TUS war es Tradition, den ersten Weihnachtstag mit einem Theaterabend mit anschließendem Tanz zu gestalten. In gleicher Weise ging es am ersten Ostertag unter der Regie des Boßelvereins auf die Bühne und anschließend zum Tanz. Dabei waren die Spieler in den meisten Fällen identisch.

Ich muß mich im Folgenden auf die Theateraktivitäten des TUS und des Boßelvereins beschränken, weil der Gesangverein eine eigene Spielgruppe hatte, die jedoch gleich oder ähnliche Erfolge und Probleme hatte.

Es war die Zeit unserer großen „Schauspieler“, wie

Jonny Eilers – Emma Schweer – Adolf Lübben – Herta Antons – Heinz Osterloh
Else Eilers – Helmut Baumbach – Frieda Gerdes – Fritz Joost – Karl Wünker – Karl-August Nercher

die inzwischen ja leider schon von uns gegangen sind.

Aber wir dürfen auch unsere noch lebenden „Stars“ nicht vergessen:

Otto Haase
Hertha Baumbach
Fritz Antons
Irmgard Betke
Ernst Siefken
Anneliese Schmitd
Werner Cordes
Ingrid Vogt (geb. Nieblich)
Fredoo Buchtmann
Ursel Stallmann
Gerd Feldkamp
Elfriede Ahrens (Buchtmann)
Reinhold von Reeken
Edith von Reeken (Eilers)
Walter Baumbach
Hilde Gerdes (Juilfs)
Helmut Frers
Lore Bröckmann
Inge Joost

Ja, beinahe das ganze Dorf war – je nach Besetzungsbedarf – mit beteiligt. Ich hoffe, daß ich keinen vergessen habe.

All die bekannten Volksstücke, von denen die meisten Rollenbücher noch in meinem Archiv schlummern, wie

Wenn de Hahn kreiht
Radikalkur
In Hamburg up St.Pauli
Up Düwels Schuvkoar
Swartbunte Farken
Peper un Solt
Swienskomödie
Dicke Luft in Rönnekamp
Verdreihte Verwandtschaft
Mien Mann, de fohrt to See
Dat Verlägenheitskind

– um bloß die wichtigsten zu nennen – haben wir mit gutem Erfolg aufgeführt. Aber meine Rollenbücher erinnern auch an andere weniger bekannte Volksstücke, wie

Logis to vermieten
Dat Lock in´n Tuun
Musik an´n fröhen Morgen
De Kriegskamerod
Sprotten ut Mottenborg
Wehr di, Joost
De ole Fischfro
De Hexenhoff
Dat Spökhus
De reine West
De Schelm von Möhlbrook
Familie Pingel

Auch diese Dreiakter wurden bei uns bekannt gemacht. Ich bin darüber hinaus davon überzeugt, daß ich noch einige Stücke vergessen habe.

Bei dieser ausdauernden Aktivität dauerte es auch gar nicht lange, bis sich die Qualität unserer Theatergruppe herumgesprochen hatte. Bald wurden wir eingeladen, auch auswärts aufzutreten. Es ging also auf große „Tournee“. So kam es zu Aufführungen in Neudorf, Wapeldorf, Rosenberg, Dangastermoor, ja, bis nach Westerscheps reichte unser guter Ruf, wo wir bei Gastwirt Neemeyer – dem ehemaligen Wirt vom Büppeler Krug – für einige Aufführungen zu Gast waren. Für diese Aufführungen forderten wir auch schon „Gage“. 100 bis 150 DM forderten wir damals, so daß nach Abzug aller Unkosten (Aufführungsrechte usw.) sogar schon mal ein paar Zehrgroschen für die Spieler übrig blieben.

Die Übungszeiten begannen regelmäßig in den ersten Oktobertagen bis Weihnachten und von Ende Januar bis zum ersten Ostertag, wenn keine weiteren Auswärtstermine anstanden. Das war immerhin ein Zeitraum von 6 bis 7 Monaten, wo in jeder Woche meistens zwei Proben liefen. Es fing mit den Leseproben an, die abends abwechselnd bei den jeweiligen Mitspielern zu Hause stattfanden. In der Lesepause gab es dann Kaffe mit selbstgebackenem Kuchen und ab und zu auch wohl mal ein oder zwei (?) Glas Grog, denn man kam ja ab Oktober schon in die kalte Jahreszeit, wo ein Grog schon ganz erheblich dazu beitragen kann, die Lebens- und Spielgeister zu wecken. Man kann sich sicher vorstellen, daß wir an diesen Abenden viel Spaß hatten und so manchen Streich ausheckten, denn es war immer ein sehr „lustiges Völkchen“ beieinander.

Gegen Ende November fingen dann die Bühnenproben an. Das waren dann aber manchmal sehr kalte Abende. Besonders zu der Zeit als es im Büppeler Krug noch keine Heizung gab. Dann brachten wir unsere Briketts und Torfsoden mit, damit wir wenigstens im „Bannkreis des Ofens“ eine Aufwärmmöglichkeit hatten, wenn man nicht auf der kalten Bühne stehen und den kalten Dunstwolken des Atems nachschauen mußte. Ja, es gehörte schon eine gute Portion Begeisterung dazu, um diese Strapazen auf sich zu nehmen und immer wieder durchzustehen. Aber wenn das Publikum dann am Aufführungsabend begeistert Applaus spendete, waren bald alle großen Schwierigkeiten uns Strapazen vergessen, denn der Saal war immer bis auf den letzten Platz besetzt.

Es gab natürlich auch Pannen und Sorgen, wenn z.B. mal ein Spieler einen „Textstop“ hatte oder durch Krankheit ausfallen und die Rolle dann schnell neu besetzt werden mußte. Aber all die schönen und fatalen Erlebnisse hier aufzuführen, würde zu weit führen, obwohl sie im nachhinein sehr reizvoll und interessant sein würden und auch reichlich vorhanden waren. Auch mit der Bühnenausstattung gab es anfangs die unmöglichsten Probleme. Es war deshalb Aufgabe des „Regisseurs“ die Stücke so auszuwählen, daß sie ausstattungsmäßig und nach unseren Bühnen- und Besetzungsmöglichkeiten aufgeführt werden konnten. So waren wir immer sehr froh, wenn wir dann wieder einmal ein passendes Stück gefunden hatten und uns dazu ein besonders schönes Bühnenbild gelungen war.

Angefangen sind wir bühnenmäßig unter den primitivsten Verhältnissen, wobei in den 50er Jahren – wegen Mangel an Material und fehlender Geldmittel zur Beschaffung – z.B. die Fenster und die Gardinen an den Fenstern im Bühnenbereich noch einfach an die vorhandenen Kulissen gemalt waren und weder geöffnet noch verstellt werden konnten. Aber die Not macht erfinderisch. So mußte man sich wundern, mit welchen primitiven elektrischen Mitteln unser damaliger „Beleuchter“, Willi Heinen, Blitze erzeugte oder Sonnenuntergänge und Abendstimmungen stimulierte, ohne einen Kurzschluß zu fabrizieren. Oder welche künstlerischen Malfähigkeiten entwickelt wurden, wenn es das Bühnenbild lt. Rollenbuch vorschrieb.

Die Utensilien und Kostüme mußte sich jeder Spieler je nach Möglichkeit selbst oder in seinem Bekanntenkreis besorgen, soweit es die Rolle erforderte. Aber auch für die Mitspieler wurde so manches Kostüm oder Utensil aus Omas oder Opas Klamottenkiste hervorgeholt und zu neuem Glanz verholfen.

Unser erster „Regisseur“ war Emil Siefken, der mir sehr viel Engagement und enormer Ausdauer immer wieder versuchte, uns kurz vor der Premiere den Ernst der Lage klar zu machen, wenn nach seiner Auffassung bei uns der Text noch nicht gut genug festsaß. Aber wenn wir mal – was relativ selten vorkam – der Sache nicht den nötigen Respekt entgegen brachten, lag das meistens an dem lustigen Text, den wir vorzutragen hatten. Nach dem Tode von Emil Siefken habe ich seine Regiearbeit fortgeführt.

Unser damaliger Friseur in Büppel, Ewald Gehrke, war dafür zuständig, den Spielern das erforderliche Rollengesicht zu verpassen. Das konnte er nach unserer Auffassung meisterlich. Er mußte natürlich auch so manche Beule, ein blaues Auge oder andere Blessuren darstellen. Nach seinem Tode übernahm sein Nachfolger, Helmut Frers, seine Aufgabe, bis wir beide soviel gelernt hatten, daß wir diese Arbeit auch selbst übernehmen konnten und mußten.

Bleibt nur noch zu erwähnen, daß wir in Anni Lübben den „Guten Geist“ bei uns hatten, den Schauspieler nun mal brauchen. Sie war unsere Topustersche. Von den vorhergehenden Proben kannte sie die Schwachstellen ihrer Spieler ganz genau und konnte ihnen so zum richtigen Moment das nötige Stichwort zuflüstern, damit der Fluß des Stückes nicht verloren ging.

So hat eine kleine tolle Truppe in der Büppeler Theatergeschichte vielen Menschen Freude bereitet, sie dem Alltag entrissen und sie in eine lustige Welt voller Intrigen, voller Verwechslungen, voller Schlechtigkeiten, voller Liebeleien und voller Lebensweisheiten entführt.

 

Schade, daß diese schöne Zeit für Büppel vorbei ist!

 

Günther Theilen

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